N. XXX, April 2020
Herausgegeben von Simone Tarli, Federica Pitillo, Matteo V. D’Alfonso
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Friedrich Wilhelm Joseph von Schelling (1775-1854) ist vielleicht eine der interessantesten und umstrittensten Figuren der Deutschen klassischen Philosophie. Eine immerwährende, an Systemausgestaltung orientierte Forschung, die das Leben, die Geschichte und die Freiheit zusammenhalten könnte, führte den Philosoph der Identität zu einem kontinuierlichen, kohärenten Weg – manchmal von plötzlichen Richtungswechseln charakterisiert –, der kein Gebiet der philosophischen und nicht philosophischen Erkenntnis und der Realität unerforscht lassen würde. Die bedrängende, artikulierte Entwicklung vom Denken Schellings zeigt deutliche Elemente von Originalität, die sein „philosophisches Genie“ ausdrücken. Das erlaubte nämlich ihm, ganz früh in der hitzigen philosophischen Debatte seiner Zeit einzutreten, mit dem Ziel, eine eigene, originelle Reflexion über die Rolle der Philosophie als systematische Disziplin anzubieten.
Die kontinuierliche Arbeit an der kritischen Ausgabe seiner Werke, im Jahr 1976 angefangen von der Schelling-Kommission der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, und die Veröffentlichung verschiedener Monografien in den letzten Jahrzehnten zeigen das erneute Interesse für Schellings System. Der kürzliche Tod von Xavier Tilliette, einem der größten Interpreten des Denkens Schellings, verleitet uns auch dazu, die Hinterlassenschaft und den Einfluss, die eine solche Philosophie auf das heutige Denken hat und weiterhaben wird, weiter zu erforschen. Diese Elemente und die unbestreitbare Wichtigkeit des Autors im Rahmen der Deutschen klassischen Philosophie, bieten zahlreiche Denkanstöße, nicht nur aus einer historisch-philosophischen, sondern auch aus einer theoretischen Perspektive.
SPRACHEN: DEUTSCH, ENGLISCH, FRANZÖSISCH, ITALIENISCH
ABGABEFRIST: 10.09.2019
Verfahren: Bitte reichen Sie bis zum 10.09.2019 ein kurzes Abstract mit dem Titel und einer kurzen Beschreibung des Vorhabens (max. 4000 Zeichen inkl. Leerzeichen) per E-Mail (an callforpapers@losguardo.net) ein. Alle Abstracts werden von einer anonymen Kommission von Expert*innen evaluiert. Das Ergebnis der Evaluation wird bis zum 30.09.2019 per E-Mail kommuniziert. Die Abgabefrist der in der Vorrunde positiv evaluierten Beiträge wird den Autor*innen direkt mitgeteilt. Die fertigen Aufsätze werden nach Einreichung einem doppelten blind-review-Prozess unterzogen.
Call for abstracts / papers
Diese Ausgabe von „Lo Sguardo“ beabsichtigt, die vielfältigen Facetten des im Werden Denkens von Schelling, mit dem Ziel, die gründlichen, tragenden Fragen seines Systems zu rekonstruieren. Dieser Band möchte einen möglichst vollständigen und artikulierten Überblick der Philosophie Schellings und eine Übersicht der verschiedenen Interpretationen vorstellen und hierbei die in der aktuellen Debatte relevanten Merkmale seines Denkens, sowie die Hauptforschungsperspektiven hervorheben. Der Band wird aus drei Teilen bestehen:
- Das System – Welche Bedeutung übernehmen die Begriffe von Natur, Freiheit und Identität im systematischen Bild Schellings? Wie versucht Schelling, die Dualismen von Geist und Natur, Endlichen und Unendlichen, Theorie und Praxis, Identität und Differenz zu lösen? In welchem Sinn stellt sich die Kunst als authentischer Ausdruck des Absoluten dar? In welchen Arten verwickelt sich die Reflexion zum Thema der neuen Mythologie mit der späten positiven Philosophie? Solche Fragen konstituieren die wichtigsten Problematiken, mit denen sich die Autoren der Beiträge in diesem Teil auseinandersetzen werden. Der folgende Teil beabsichtigt, die Hauptbegriffe von Schellings System zu thematisieren und gleichzeitig seine Vielfältigkeit und seine Widersprüche zu zeigen.
- Themen – Schellings Denken kann nicht als Einzelfall betrachtet werden, und zwar abgesehen von den Meinungsverschiedenheiten mit den Denkern seiner Zeit; außerdem kann man nicht den unzweifelhaften Einfluss seiner Reflexion auf die nachfolgende Philosophie missachten. Für diesen Teil werden Beiträge gebraucht, die auf einer Seite die schellingsche Auseinandersetzung mit den größten Autoren der Deutschen klassischen Philosophie (Kant, Fichte, Jacobi, Reinhold, Hegel) durchforschen, und auf der anderen Seite die Interpretationen von Schellings Denken im neunzehnten und zwanzigsten Jahrhundert (Schopenhauer, Marx, Heidegger, Jaspers und Scheler unter anderem) vertiefen. Dieser Teil wird dazu noch Aufsätze über die Rezeption der schellingschen Philosophie im italienischen Denken beinhalten.
- Perspektiven – Die neusten Studien zum schellingschen System, insbesondere zur positiven Philosophie und zur Philosophie der Mythologie, und die Erscheinung der noch nicht vollendeten kritischen Ausgabe seiner Werke zwingen uns eine Debatte zur Aktualität seines Denkens in der heutigen Philosophielandschaft auf. Dieser Teil beabsichtigt daher, die neuen Forschungslinien, wenn schon bestehend oder noch nicht erforscht, in den Fokus zu stellen. Einige mögliche Spuren, über die die Autoren der Beiträge reflektieren sollten, implizieren die folgenden Fragen: Ist Schellings Naturphilosophie noch relevant oder ist sie ein veraltetes Paradigma? Welche Rolle kann seine Kunstphilosophie in der heutigen ästhetischen Reflexion aufnehmen? Wie verhält sich seine praktisch-moralische Betrachtung zur Gegenwart?
Simone Tarli, Federica Pitillo, Matteo V. D’Alfonso
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